Wie unverschaemt teuer Immobilien in Australien geworden sind, wurde mir in den letzten Wochen nochmal deutlich, als ich mich das erste Mal etwas intensiver mit dem Kauf einer Wohnung beschaeftigt habe. Letztendlich wurde mir dabei klar, dass ich wohl noch eine Zeit lang warten muss, bis ich mir auch nur ein kleines „Wohnklo“ in City-Naehe leisten kann.
Grundsaetzlich ist der Immobilien-Markt in den australischen Grossstaedten ins Unproportionale herangewachsen. Haeuser, die man vor nicht mal 10 Jahren fuer cirka $150.000 – $200.000 ergattern konnte, kosten heute in vielen Faellen um die $800.000 – $1 Mio. Mein Stadtviertel „Fitzroy North“ ist eine der Gegenden, die in den letzten Jahren fuer ihre Investoren sehr gut performed haben. Schaut man sich die folgende Statistik an, sieht man, dass sich der Durchschnittshauspreis von ca. $400.000 auf $800.000 herangewachsen ist. Das ist eine Verdopplung des Wertes innerhalb von nur 7 Jahren!
Quelle: reports.rpdata.com.au
Der Hauptgrund fuer diese Preisexplosion liegt wohl zum groessten Teil in der Einwanderungspolitik von Australien. Australiens Population, und vor allem die in den australischen Staedten, waechst jedes Jahr stark an. Alleine Melbourne kann einen Zuwachs von sage und schreibe 75.000 Menschen pro Jahr (!) vermelden. In einem Land, wo man es nicht gewohnt ist, in Apartments zu leben, sondern wo das Haus mit Garten zum typisch australischen Lebensstil gehoert, steht man daher in Kuerze vor einem grossen Platzproblem. Wohin mit all den Menschen? (siehe auch mein Beitrag „Platzprobleme in Australien„)
Als logische Folgerung werden vormals unbeliebte, industrielle Vorstaedte zu neuen, angesagten Stadtteilen, in denen die Mietpreise schnell ansteigen, da sich die Kaufpreise der Gebaeude explosionsartig verdoppeln.
Dies fuehrt meiner Meinung nach zu einigen Problemen. Auf der einen Seite ist die Qualitaet der Gebaeude meist sehr minderwertig (vor allem im Vergleich zu deutschen Standards), da alles gekaeuft und vermietet wird – egal in welchem Zustand. Es werden immer mehr Apartment-Komplexe mit billigem Baumaterial errichtet, die schon nach 10 Jahren auseinanderfallen. Leute, die schon mehrere Haeuser besitzen kaufen sich ein Investment-Apartment und vermieten es fuer cirka $1500 im Monat an internationale Studenten, die bereit sind, hohe Mieten fuer wenig Gegenwert zu zahlen. Ueberhaupt steht der Miet-/Kaufpreis einer Wohnung in keinem Verhaeltnis mehr zum Einkommen. Einige meiner Freunde geben mehr als 40% ihres Einkommens fuer die Miete oder gar 60% fuer die Rueckzahlung eines Darlehens aus.
Auf der anderen Seite besteht immer mehr die Angst einer Blase. Ist ein 1-Zimmer-Kueche-Bad Apartment wirklich $500.000 Wert? Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass die bauliche Qualitaet zu Wuenschen uebrig laesst. Geht man nach dem Bedarf/Nachfrage-Model, so koennte man momentan sicher noch mehr Geld verlangen. Allerdings besteht immer dort, wo sich Preise so explosionsartig entwickeln, die Gefahr eines Hypes, der irgendwann nach hinten losgehen kann. Sicherlich werden die Hauspreise niemals mehr auf den Stand von vor 10 Jahren fallen. Aber so stark weiter steigen kann er auch nicht fuer immer…
Fuer mich persoenlich bedeutet dies momentan: Mit einem Budget von maximal $350.000 koennte ich evtl. ein Mini-Apartment finden (wir reden hier von einem Studioapartment, cirka 30 Quadratmeter + Badezimmer), das aber nicht in direkter City-Naehe. Um ein Dahrlehen in der Hoehe von cirka $300.000 bei Australiens hohen Zinsen von cirka 6-7% zurueckzuzahlen, braeuchte ich bis zu 25 Jahre. Klar, will ich im Alter von 50 Jahren sicherlich nicht mehr in einem Mini-Apartment wohnen.
Was bleibt also uebrig? Weiterhin Geld ansparen, um sich dann vielleicht ein hoeheres Darlehen leisten zu koennen ($600.000+), das man dann wohl fuer den Rest seines Leben abzahlt. Oder ich ziehe irgendwo ins Landesinnere und kaufe mir eine Farm mit 100 Hektar ausgetrocknetem Farmland fuer den Preis eines Bootshauses in Melbourne. 😉
Helmut schrieb am 24.02.2010:
Zum Foto glaube ich bemerken zu müssen, daß es sich um drei Häuser handelt. Bei meinem Besuch vor 15 Jahren in Melbourne wunderte ich mich, wie klein die Häuser waren. Im Vorgarten, sofern man von einem solchen sprechen kann, waren meist Müllkontainer abgestellt. Ich wunderte mich, mit wie wenig Platz die Menschen in den Großstätten dort auskommen müssen.