Nun bin ich seit drei Wochen mal wieder zu Besuch in Deutschland, als ich mir vor kurzem Gedanken darüber gemacht habe, wie unterschiedlich die Lebenshaltungskosten in den beiden Ländern sind und wie sie sich in den letzten Jahren entwickelt haben.
Ein Besuch beim hiesigen Supermarkt (sprich: netto, Edeka, Aldi, Lidl etc.) war nach eineinhalb Jahren in Melbourne und drei Monaten in New York ein erfrischend günstiges Erlebnis. Natürlich kann man die Lebenshaltungskosten von einer Kleinstadt wie Saarbrücken oder einer ungewohnt günstigen Hauptstadt wie Berlin nur indirekt mit Städten wie Melbourne oder New York vergleichen. Dennoch musste ich schlucken, als ich den krassen Preisunterschied bei vielen Waren entdeckte:
Von der Milch, über Wurst und Käse bis zum Joghurt – ich wage zu behaupten, dass fast alle Produkte im Kühlregal in Australien um das Doppelte teurer sind. Auch Tiefkühlkost, wie zum Beispiel eine Pizza, für die man hier circa drei Euro bezahlt, gibt es in Australien oft nur für den zweifachen Preis. Ich fand sogar frisches Gemüse und Obst, von dem man erwarten würde, dass es in Australien, wo es lokal produziert wird, günstiger wäre, nicht gerade umweltschonend aber handlich verpackt zu einem besseren Preis als in meinem Supermarkt um die Ecke in Australien. Auch Konserven wie Thunfisch oder eine Dosensuppe komme mir hier in Deutschland unglaublich günstig vor.
Ich habe natürlich nicht alle Preise von allen Lebensmitteln im Kopf, aber da ich mich schon vorher über die hohen Lebenshaltungskosten in Australien aufgeregt habe, wurde mir diesmal wieder richtig bewusst, wie unverschämt hoch die Preise in den australischen Großstädten geworden sind. Früher wurde der Preisunterschied locker durch die schwächere Währung des australischen Dollars wettgemacht, da aber der Wert des Euros sinkt und der des australischen Dollars steigt, ist das Leben in Australien so teuer wie nie zuvor geworden.
Es gibt natürlich auch in Australien große Discountmärkte (es gibt auch ein australischer Aldi), die man aber nur mit entsprechenden Transportmitteln erreicht und meiner Erfahrung nach nicht mit den Billigangeboten von deutschen Discountmärkten mithalten können. Ich muss hier klar sagen, dass ich natürlich kein Riesenfan von Aldi, Lidl und Co bin. Besonders der Overload an Verpackungen geht mir ordentlich gegen den Strich. Außerdem hat sich der Gedanke von Biolebensmitteln (falls diese wirklich existieren) in größeren Supermarktketten in Australien noch nicht soweit durchgesetzt, dass es den Gang zum Wochenmarkt mit frischen Produkten ersetzen würde.
Zusammen mit den derzeit extrem hohen Mietpreisen ist das Leben in einer Großstadt in Australien über das letzte Jahrzehnt hinweg zu einem Luxus geworden, den sich nicht mehr ganz so viele Leute leisten können. Für Reisende, die nur wenige Wochen in Australien verbringen, bedeutet dies, dass sie einen etwas größeres Urlaubsbudget einplanen sollten, als noch vor wenigen Jahren. All diejenigen, die für ein ganzes Jahr nach Australien kommen oder mit dem Gedanken spielen, ganz nach DownUnder auszuwandern und in der Nähe einer Großstadt wohnen möchten, sollten damit rechnen, dass die Lebenshaltungskosten weitaus höher als in Deutschland sind und sich in unmittelbarer Zukunft wohl auch nicht nach unten verändern werden.
Hans Dampf schrieb am 19.07.2010:
Hallo Kai,
ich denke der von dir wahrgenomme Preisunterschied kommt hauptsaechlich durch den derzeit so schwachen Euro. Bei einem „normalen“ Wechselkurs von AU$1,65 pro Euro relativiert es sich schon wieder. Wenn du nun die Mieten mit Staedte wie Muenchen oder Stuttgart vergleichst und die deutlich guenstigeren Energiepreise in Australien mitrechnest, ist das Leben in D mindestens genauso teuer wie in Australien. Unbezahlbar bleibt fuer mich nach wie vor die deutlich hoehere Lebensqualitaet in down under!