Am letzten Samstag hatte ich die Chance bei der Auktion einer Wohnung in Melbourne’s Stadtviertel ‚Kensington‘ dabei zu sein. Eine Freundin von mir hat auch mitgesteigert, im Endeffekt sogar die Auktion gewonnen und ist nun stolze Immobilien-Besitzerin. Da das Ganze eine ziemlich aufregende und fuer die meisten Deutschen eine etwas ungewoehnliche Prozedur ist, moechte ich euch kurz darueber berichten.
Anders als in Deutschland ist in Australien die Form der Auktion bei Immobilienverkaeufen sehr weit verbreitet. Da momentan die Hauspreise so hoch wie nie zuvor sind, werden fast alle Privatimmobilien, vor allem in den Grossstaedten, ueber eine Versteigerung verkauft, was sicher stellt, dass der hoechstmoegliche Kaufpreis erzielt wird (gut fuer den Verkaeufer und den Makler, aber schlecht fuer den Kaeufer).
Das Datum der Auktion wird vom Makler oft schon Monate im voraus festgesetzt. In den Wochen vor der Auktion kann man das „Objekt der Begierde“ dann bei sogenannten „Inspections“ besichtigen und sich von der Qualitaet und den Raeumlichkeiten ueberzeugen lassen.
Wer Interesse an dem Haus/der Wohnung hat, muss vor der Auktion sein Interesse beim real estate agent registrieren und einiges an Papierkram erledigen. Da die meisten Leute nicht einfach so mal einige Hunderttausend Dollar in bar haben, muss man mit der Bank klaeren, ob man sich fuer ein Darlehen (home loan) qualifiziert und wenn ja, wie hoch dieses maximal sein kann. Durch den Makler erfaehrt man, zu welchem geschaetzten Hoechstpreis die Immobilie wahrscheinlich versteigert werden wird. Dementsprechend versucht man dann von der Bank ein sogenanntes „Pre-Approval“ zu bekommen, das einem bescheinigt, dass man bis zu einem gewissen Betrag X von der Bank gruenes Licht erhalten hat. Nur dann, kann man bei der Auktion mitsteigern. Am Tag der Auktion braucht man ausserdem einen Check in Hoehe von maximal 10% des Kaufpreises als Anzahlung.
Vor der Auktion ist dann die Aufregung riesengross. Je nachdem wie begehrt die Immobilie ist, versammeln sich locker 50-150 Menschen vor dem Gebaeude. Bei dieser Auktion handelte es sich um eine sehr kleine, aber feine 1-Zimmer-Kueche-Bad Wohnung mit Balkon. Die Nachfrage war recht hoch und es fanden sich ca. 70 Leute ein, um bei dem Spektakel dabei zu sein (aber nicht jeder bot mit).
Let the bidding begin!
Nachdem der Makler dann die ueblichen Verkaufsfloskeln und rechtlichen Dinge vorgetragen hatte, ging das Steigern los.
Fuer diese Wohnung war der Einstiegspreis auf $320.000 festgelegt worden. In $5000er Schritten ging es zu Beginn recht schnell auf $360.000 nach oben. Die Regeln sind – aehnlich wie bei jeder Auktion – recht einfach: Man hebt seine Hand und schreit sein Gebot in die Runde. Der Auktionaer/Makler versucht indessen die Spannung aufrecht zu erhalten und redet (ununterbrochen) ueber die einmalige Chance und die unvergleichbare Gelegenheit ein echtes „Schnaeppchen“ zu machen. (Blabla!)
Bei $360.000 ging es dann in $1000er Schritten etwas weniger rasch nach oben und man merkte, dass einige Mitbietende bereits ihr Budget ueberschritten hatten.
Bei $380.000 war dann die Luft raus und der Kampf um das Hoechstgebot wurde zwischen meiner Bekannten und 2-3 anderen Interessenten in $500er Schritten „ausgehandelt“ bis schliesslich der Makler nach einem langem 1, 2……. 3 dann endlich die Auktion bei $385.500 fuer beendet erklaerte und meiner Freundin als Gewinnerin gratulierte.
Es war ein nervenaufreibendes Erlebnis. Ich kann mir kaum vorstellen, wie aufgeregt man sein muss, wenn man selbst mitbietet und es um weitaus wertvollere Immobilien geht – schliesslich ist $400.000 im Verhaeltnis zum durchschnittlichen Hauspreis von ca. $700.000 nicht so viel – auch wenn meine Freundin die naechsten 20 Jahre ihre 1-Zimmer-Wohnung abbezahlen wird. Aber das ist eben der Preis, den man zahlen muss, wenn man in Australien heutzutage Immobilienbesitzer sein moechte. 🙂
K. Brach schrieb am 05.05.2010:
Haha, nee das ist ein Bild einer anderen Website. 😉