Es muss nicht immer der Kellnerjob in Sydney sein – warum nicht mal an einem etwas abgelegeneren Ort in einer Käsefabrik arbeiten? Hier erfährst du aus erster Hand, wie sich das so anfühlt…
Nach meinen ersten 6 Wochen Reisen wollte ich langsam mal anfangen zu arbeiten, denn ich will meine Ersparnisse aus Deutschland so wenig wie möglich anrühren.
Also, schnell eine Gumtree-Anzeige auf mich selbst geschrieben, und 3 Tage später kam das Angebot, in einer Käsefabrik auf King Island (Tasmanien) zu arbeiten. In der Email stand unter anderem der Stundenlohn, also ließ ich mich nicht lange bitten.
Ich empfehle jedem der auf Jobsuche ist, eine Gumtree-Anzeige für sich zu schreiben. Wenn man gewillt ist, etwas weiter weg zu reisen, bekommt man da echt gute Jobs. Falls man ein Auto hat – umso besser!
Auf nach King Island für den Traumjob!
Ich flog also von Townsville nach „King Island“, eine kleine Insel im Nordwesten von Tasmanien. 3500km wegen einem Job… verrückt! Das macht man so wohl auch nur als Backpacker.
Dort angekommen gab es erstmal einen Temperaturschock. Tasmanien ist halt nicht Queensland.
Ich wohne hier mit 3 anderen Backpackern in einer Art kleinem Sharehouse. Das ist auch mal ganz angenehm nach den vielen Hostels.
Eine Sache mag für den Einen eine willkommen Abwechslung und tolle Erfahrung sein, für manch Anderen eher etwas eintönig: Hier wohnen nur 1400 Einwohner. Kein Vergleich zum Partyleben an der Ostküste Australiens!
Die Locals hier verbringen ihre Wochenenden mit Campen, Angeln, Jagen und am Strand liegen.
Von den Einwohnern werden wir auch regelmäßig zu ihren Aktivitäten eingeladen, und nehmen das natürlich gerne in Anspruch.
Andere Backpacker machen mit Wallabys Selfies, wir jagen und kochen sie halt 😉
Was natürlich befremdlich klingt, ist für die Aussies hier völlig normal. Die bezeichnen Wallabys sogar als Plage, die Zäune zerstören und den Kühen das Gras wegfressen. Ich werde auf meiner Weiterreise aber bestimmt auch noch Selfies machen. 🙂
Ich mag dieses Lay Back-Feeling hier. Es ist wirklich mal was anderes als die überfüllten Städte an der Ostküste. Es muss halt jeder für sich selbst wissen, was er will.
Leben im Einklang mit der Natur und den Locals
Dafür, dass die Insel so klein ist, gibt es ganz schön viel zu sehen. Mehrere schöne Strände, die auch sehr gut zum Surfen geeignet sind. Den größten Leuchtturm auf der südlichen Hemisphäre, viele Schiffswracks, unzählige Tiere usw.
Am zweiten Wochenende haben wir uns ein Auto gemietet und sind das ganze Wochenende um die Insel gefahren. Hier gibt es noch einige tolle unberührte Ecken!
Dabei haben wir das erste Mal ein BBQ gemacht, das wir so richtig mit Holz anheizen mussten. Ich kannte vorher ja nur die gasbetriebenen Herde.
Die Locals hier kommen mir noch netter vor als ohnehin schon auf dem Festland. Wir kommen immer zur Arbeit, indem wir uns an die Straße stellen, und irgendjemand nimmt uns mit.
Die Häuser und Autos bleiben hier immer offen, jeder grüßt den anderen (auch im Auto).
Es erinnert mich so ein bisschen an ein norddeutsches Dorf 😉
Arbeiten in der Käsefabrik
Nun zum wichtigsten Teil, der Arbeit in der Käsefabrik:
Der Käse der hier hergestellt wird gehört zum Besten, was man in Australien kaufen kann.
Die Fabrik gewinnt jedes Jahr Preise für ihre verschiedenen Sorten. Umso besser, dass wir uns pro Monat 1 ½ kg kostenlos mit nach Hause nehmen dürfen…yam yam!
Man wird hier über eine australische Zeitarbeitsfirma bezahlt, was ziemliche Vorteile mit sich bringt.
Falls man sich mal verletzt, werden die Arzt-/Physiokosten von denen bezahlt.
Allgemein werden wir hier ziemlich gut entlohnt.
Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mal liebend gerne Überstunden oder Wochenenddienste machen würde 😉
Die Arbeit ist relativ abwechslungsreich, weil es für die verschiedenen Käsesorten jeweils andere Production Floors gibt. White, Blue und Hard.
Allerdings kann es auch mal sehr physisch und repetitiv werden, je nachdem, wo man gerade eingeteilt ist. Nach Absprache mit einem Supervisor wird uns aber meistens sehr schnell ein anderer Arbeitsplatz gegeben. Die achten sehr stark darauf, dass sich keiner verletzt.
Ich habe am ersten Tag im „Wrapping“ gearbeitet – eigentlich eher ein Job für die Frauen.
Dabei wird der Käse verpackt und für den Verkauf vorbereitet.
Anfangs habe mich noch gewundert, dass die Arbeit für das Geld doch nicht so einfach sein kann.
Naja, das Wrapping war eine Ausnahme, am nächsten Tag war der White Floor angesagt…Junge Junge, da muss man sich erst mal dran gewöhnen 😉
Nach 1-2 Wochen macht einem das aber nicht mehr so viel aus.
Wir machen da die gleiche Arbeit wie auch die australischen Arbeiter. Das ist für Backpacker auch nicht so typisch.
Beispiele für unsere Arbeit wären das „Turnen“: Dabei wird jeder Käse an bestimmten Tagen in der Woche umgedreht. Dann wären da noch das Befüllen der Käseformen mit der Käse-Masse, und am nächsten Tag dann das Rausstoßen aus den Formen. Wenn man will findet sich immer irgendeine Arbeit, um Überstunden zu machen.
Wegen Betriebsgeheimnissen darf ich natürlich keine Bilder vom Inneren der Fabrik zeigen, aber hier mal ein Bild, wie unsere Arbeitskleidung aussieht…hat was von Raketenwissenschaftlern. 😉
Ich werde noch bis Februar hier arbeiten. Dann war ich ca. 4 Monate auf der Insel.
Die Arbeit hier zählt auch für das Second Year Visa.
Also werde ich vielleicht nächstes Jahr nochmal für 3 Monate vorbei schauen 😉
Tipp: Wenn du ein Outdoor-Fan bist, schau dir unbedingt auf den Artikel „Australiens Südwesten: Der Geheimtipp für Outdoor-Fans“ an!
Sophie schrieb am 12.12.2014:
Super Bericht! Ich kann es auch kaum abwarten, im nächsten Jahr endlich nach Australien zu reisen und dort auch zu arbeiten! Hoffe, ich finde Down Under auch einen Job, der ein bisschen „besonders“ ist 🙂