Seit Ende 2008 hat das berufsbezogene Einwanderungsprogramm Australiens (General Skilled Migration – GSM) vor dem Hintergrund außer Kontrolle geratener Antragsraten eine grundlegende Reform durchlaufen. Die General Skilled Migration war und bleibt für viele Einwanderungswillige die einzige Möglichkeit, in Australien die begehrte Daueraufenthaltsgenehmigung zu erhalten – dies nach Abschluss des Reformprogramms im Juli 2011 allerdings zu erschwerten Bedingungen und hochgesetzten Englischanforderungen.
Hier zunächst eine Chronologie der Ereignisse und Änderungen seit Dezember 2008 bei General Skilled Migration für Antragsteller, die außerhalb Australien beantragen:
17. Dezember 2008: Der Einwanderungsminister kündigt eine grundlegend veränderte Reihenfolge in der Bearbeitung der GSM Anträge an. Wurden bisher Anträge in der Reihenfolge des Eingangs bearbeitet und betrugen die Wartezeiten für Antragsteller aus Europa rund 6 Monate, werden Anträge nun nach Kriterien wie Beruf oder dem Vorliegen einer Nominierung eines australischen Staates bearbeitet. Diese Änderung betrifft alle Anträge, auch bereits gestellte. Dabei werden Anträge niedrigerer Prioritäten erst bearbeitet, wenn alle Anträge mit höheren Prioritäten durch das Immigration Department in Bearbeitung sind.
Durch diese Maßnahme werden einige Anträge zwar sehr schnell bearbeitet, für andere Antragsteller erhöht sich die Wartezeit allerdings auf „unendlich“. Als Grund für diese Änderungen führt der Einwanderungsminister an, dass es zu viele Anträge gäbe und das GSM-Programm zu viele Berufe liefere, die nicht gebraucht werden.
An den zu erfüllenden Kriterien ändert sich aber zunächst nichts und Anträge werden weiter entgegen genommen.
12. Mai 2009: Ankündigung, dass auch für Handwerksberufe die Mindestanforderungen an englische Sprachkenntnisse ab Juli 2009 auf 6 Punkte in allen vier Bereichen des IELTS Tests hochgesetzt werden. Als Grund wird angeführt, dass Personen mit geringeren Englischkenntnissen häufig Schwierigkeiten bei der Stellensuche haben.
23. September 2009: Die im Dezember 2008 beschlossene Bearbeitungspriorität wird erneut geändert. Dieses – laut Einwanderungsminister – vor dem Hintergrund neuer Daten vom Arbeitsmarkt. So werden jetzt grundsätzlich bestimmte Anträge von Informatikern, Ingenieuren, Berufen des Gesundheitswesens sowie einiger weniger Sparten des Handwerks vorrangig bearbeitet. Wieder sind davon alle Anträge betroffen, was bei einigen Antragstellern, deren Anträge nunmehr viele Jahre dauern werden, große Enttäuschung hervorruft. Eine grundsätzliche Einschränkung der Annahme von Anträgen gibt es weiterhin nicht.
28 Oktober 2009: VETASSESS, die berufsanerkennende Stelle für viele Management- und akademische Berufe, kündigt an, dass nunmehr spezifische Studien- und/oder Arbeitserfahrung notwendig sind. Bis dato hatte es zumeist genügt, einen Abschluss zu haben, der dem geforderten Bildungsniveau entsprach, unabhängig von der Zugehörigkeit zum anzuerkennenden Berufsbild. So war es bisher zum Beispiel für einen diplomierten Sozialpädagogen möglich, eine Berufsanerkennung als Forrester (Forstwirt) zu erhalten, da das Bildungsniveau einen Bachelorabschluss vorsah.
8. Februar 2010: Der Einwanderungsminister schafft die Migration Occupation List (MODL) ab. Die 15 Punkte im Skilled Points Test, die bisher für einen Beruf auf dieser Liste erhältlich waren, werden bei Neuanträgen ab sofort nicht mehr vergeben. Ferner wird für Mitte 2010 eine Reduzierung der Anzahl der Berufe, die sich grundsätzlich für GSM qualifizieren, um 2/3 auf ca. 170 angekündigt. Die Bearbeitungspriorität wird zum Juli 2010 erneut geändert. GSM Anträge, die vor dem 1. September 2007 gestellt wurden und die noch nicht abschließend bearbeitet sind, werden annulliert und die Visumsantragsgebühr wird vom Immigration Department zurück erstattet.
7. Mai 2010: Der Einwanderungsminister setzt das GSM Programm ohne Vorankündigung aus. Anträge werden erst wieder ab 1. Juli 2010 angenommen. Als Grund werden explodierende Antragsraten im Vorlauf zum 1. Juli 2010 und den damit verbunden Änderungen und Streichungen von Berufsbildern angeführt.
3. November 2010: State Migration Plans werden nach und nach in Kraft gesetzt. Diese erlauben es den Staaten, bei lokalem Bedarf einige Berufsbilder zu nominieren, die ansonsten nicht für die berufsbezogene Einwanderung vorgesehen sind. Die State Migration Plans sind quotiert und müssen von den Staaten vorab mit dem Einwanderungsministerium in Canberra auf Ebene des Bundes vereinbart werden.
11. November 2010: Für den 1. Juli 2011 wird ein neuer Punktetest angekündigt. Es wird ein größeres Augenmerk auf Alter, Arbeitserfahrung und Englischkenntnisse gelegt. Für die meisten Interessenten aus deutschsprachigen Ländern dürfte sich die berufsbezogene Einwanderung auf Basis von GSM nach Einführung des Tests schwieriger gestalten. Nach Einführung des neuen Punktetests dürfte die grundlegende Reform des GSM Programms abgeschlossen sein.
Eine Analyse des neuen Punktetests folgt an dieser Stelle in Kürze.
Die in diesem Artikel gemachten Angaben entsprechen dem Stand im April 2011. Bitte beachte, dass Fragen zu individuellen Fällen im Kommentarbereich nicht beantwortet werden können. Wenn du Giselher als Migration beauftragen möchtest, findest du dazu mehr Infos hier.
Florian schrieb am 03.04.2011:
Ich finds super, dass hier noch gute Informationen über das Auswandern nach Australien geposted werden obwohl der „Chef“ dieser Webseite schon seit längerem erfolgreich ausgewandert ist.
Für mich ist Australien nach wie vor ein Ziel. Schade, dass es immer schwieriger wird „hinein“ zu kommen. Da haben es Ausländer, die nach Deutschland einwandern um einiges leichter. Gerade, was den Sprachtest angeht…