Tipps für die Familie zu Hause – wie geht man mit der Trennung um?

Umgang mit Trennung durch Auslandsaufenthalt
Ein weiterer Beitrag aus unserer Reihe „Tipps vom Diplom Psychologen!“ Zusammen mit Klemens Lühr (erfahrener Dipl. Psychologe) stellen wir auf Australien-Blogger verschiedene Tipps&Ratschläge für Australien-Auswanderer, Work&Traveller oder Auslandsstudenten vor.

Wenn ein Kind, ein Elternteil oder der Partner für längere Zeit nach Australien geht und seine Lieben zurückbleiben, ist dies immer eine kleinere oder größere Herausforderung. Die gewohnten Routinen im Paar- oder Familiensystem geraten durcheinander. Je nach Dauer und Häufigkeit der Trennungszeiten können verschiedene Tipps nützlich sein. Wir unterscheiden hier zwischen regelmäßigen, einmaligen und dauerhaften Auslandsaufenthalten.

Der regelmäßige Auslandsaufenthalt

Ein Partner oder ein Elternteil reist regelmäßig aus beruflichen Gründen für eine begrenzte Zeit ins Ausland. Der Rest der Familie bleibt im Heimatland zurück. In dieser Situation geht es darum, für diese Besonderheit Routinen im Familien oder Paarleben zu finden, die für alle befriedigend sind. Alle wissen, dass dieser Zustand zum „normalen“ Leben dazugehört – er sollte deshalb integriert werden.

Unsere Tipps:

  • Kommuniziert untereinander Eure Bedürfnisse: Was sind die Erwartungen und Wünsche eines jeden Familienmitgliedes? Wie viele Auslandsaufenthalte sind tragbar? Wie lang ist zu lang?
  • Entwickle Rituale, die Verlässlichkeit bieten. Das kann das wöchentliche oder monatliche Gespräch an einem festen Tag oder der jährliche Urlaub sein, den man gemeinsam verlebt. Gemeinsam Zeit zu verbringen, stärkt die Beziehungen.
  • In Zeiten der Trennung kann es hilfreich sein, wenn die Getrennten jeweils eigene Aktivitäten verfolgen. Es ist eine besondere Qualität, in Zeiten der Trennung ein ganz eigenständiges Leben zu führen, in dem man besonders auf eigene Bedürfnisse achtet. Prüfe gut für Dich, wie sich dies anfühlt und besprich es miteinander.
  • Nimm Dir bewusst Zeit, wenn Ihr zusammen seid.

Das Auslandsjahr

Ein längerer, begrenzter Auslandsaufenthalt in Australien, etwa ein Auslandjahr, ein Freiwilligendienst oder eine Work-and-Travel-Reise ist meist eine prägende Lebenserfahrung. Die Person kommt mit einem völlig neuen Umfeld in Berührung, macht Erfahrungen, die sich stark von allen bisher gemachten Lebenserfahrungen unterscheiden können. Viele Menschen lernen an sich selbst neue Seiten kennen, entwickeln sich persönlich weiter und verändern Vorstellungen und Werte.

Dem gegenüber stehen die nahen Bezugspersonen, die „zu Hause“ im gewohnten Umfeld bleiben und diese Erfahrung nicht durchleben. Während des Auslandsaufenthaltes oder spätestens dann, wenn die Person zurückkommt, können neben der Wiedersehensfreude auch Irritationen entstehen. Auf der Seite der Ausgereisten kommt das Gefühl auf, die gemachten Erfahrungen nicht teilen zu können, vielleicht nicht verstanden zu werden. Manchmal können die Personen auf die Vertrauten sogar überheblich oder arrogant wirken. Auf der Seite der Daheimgebliebenen kann es Enttäuschungen geben, da die geliebte Person nicht mehr „so ist, wie früher“, sich vielleicht nicht mehr für frühere gemeinsame Interessen begeistert.

Alle in der Familie oder beide Partner merken: Es ist nicht mehr wie vorher. Etwas hat sich verändert.

  • Mache Dir bewusst, dass Du in der Zeit des Auslandsaufenthaltes unterschiedliche Entwicklungen durchlaufen habt: Der Ausreiser hat eine prägende Lebenserfahrung gemacht. Es ist völlig normal, wenn die Daheimgebliebenen nicht in dem Maße „mitschwingen“ können, als wären sie dabei gewesen. Die Daheimgebliebenen haben ebenfalls eigene Erfahrungen gemacht. Mit Sicherheit sind in der Zeit zu Hause auch erzählenswerte Dinge passiert, die jedoch einen völlig anderen Charakter haben.
  • Nimm Dir nach der Rückkehr Zeit, über das Erlebte zu sprechen und sich auszutauschen.
  • Manchmal müssen auch Beziehungen neu definiert werden. Die kleine Tochter fühlt sich nun viel selbstständiger und den Eltern steht die Aufgabe bevor, sich an die neue Autonomie zu gewöhnen und „loslassen“ zu lernen. Hat die Zeit die Liebesbeziehung verändert? Vielleicht denkt ein Partner sogar über Trennung nach? Lasse Dir Zeit, dass sich die neuen Beziehungen entwickeln können.

Die Auswanderung

Wenn ein geliebter Mensch auswandert, heißt das normalerweise, dass die Person auf Dauer aus dem gewohnten Alltag in Deutschland verschwindet. Hier geht es nicht darum, eine gewisse Zeit der Trennung zu überbrücken, sondern mit einer dauerhaften Situation zu leben. Dies bedeutet in den meisten Fällen zunächst die Trauer und den Abschiedsschmerz zu erleben. Erst danach wird es möglich, einen Weg zu finden, wie die Beziehungen in dieser neuen Situation gestaltet werden können.

  • Schaffe bewußt Abschiedsrituale vor dem Auswandern. Gebe Kindern/Eltern/Familie die Möglichkeit, sich verabschieden zu können und den Prozess aktiv mitzuerleben.
  • Trennungsschmerz wird es im Normalfall auf beiden Seiten geben, für den Auswanderer und die Zurückgebliebenen. Nicht immer können diese Gefühle geteilt werden, weil sich beide Seiten in unterschiedlichen Situationen befinden. Suche Dir Deine eigenen Möglichkeiten, mit der Trauer und dem Vermissen umzugehen. Dies braucht Zeit. Du könntest Dich zurückziehen, in die Natur gehen, Tagebuch schreiben oder Lieblingsmusik hören. Mit der Zeit werden sich auch Gefühle des Trosts einstellen.
  • Kontakt aufnehmen: Teile Dich anderen mit. Suche Unterstützung und Ablenkung im Freundes-, Bekannten- und Familienkreis. Für die Zurückgebliebenen ist es einfacher, wenn Sie sich in ihrem Leben und ihrem Umfeld wohl und gut aufgehoben fühlen.
  • Bewusst Kontakte gestalten: Wie soll der Kontakt nun zwischen euch aussehen? Wie willst Du mit Besuchen umgehen? Gibt es regelmäßige Mails, Anrufe, Videokonferenzen? Verlässliche Rituale geben Stabilität und Vertrauen.
  • Erweitere Deine eigenen Möglichkeiten. Gerade weite Distanzen wie bis nach Australien erlauben spontane Besuche kaum. Vielleicht könntest Du Geld zurücklegen und Dir damit eine „Notfall-Option“ schaffen, falls ein Besuch wichtig wird. Allein die Gewissheit, diese Möglichkeit zu haben, kann Beruhigung verschaffen.

Australien-Blogger Gast-Autoren:
Nora Thiemann und Klemens Lühr sind Diplom-Psychologen und Gründer von Psychologen-Online.

Bild: CC0 Public Domain

    

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