Auswandern, Work&Travel oder zu Hause bleiben – Wie treffe ich eine gute Entscheidung?

Entscheidung Australien
Tipps vom Diplom Psychologen! Fernweh – die Sehnsucht, etwas Neues zu entdecken. Aber auch, sich selbst neu und anders zu erleben. Viele Menschen wagen den Sprung nach Australien – sei es mit Work-and-Travel, als Studierende oder sogar als Auswanderer. Ob länger oder kürzer, die Entscheidung aus der gewohnten Umgebung in ein fremdes Land mit fremden Menschen zu gehen, braucht schon eine Portion Mut. Nicht selten hadern die Abenteuerlustigen vor dem entscheidenden Schritt, wirklich das Flugticket zu kaufen.

Wenn Du mit dem Gedanken spielst, für längere Zeit nach Australien zu gehen, können dir unsere psychologischen Tipps zur Entscheidungsfindung vielleicht wichtige Impulse geben. Australien-Blogger hat sich die Ratschläge nicht einfach aus den Fingern gezogen, sondern speziell für dieses Thema mit einem Diplom-Psychologen zusammengearbeitet. Zusammen mit Klemens Lühr (erfahrener Dipl. Psychologe) der bei seinen Klienten und Online-Beratungen schon Viele bei genau dieser Frage unterstützt hat. Viel Spaß dabei:

Eine gute Entscheidung – Was ist das?

Kennst Du das: Du weißt genau, was eine vernünftige Entscheidung wäre, z.B. mit dem Rauchen aufzuhören, die Steuererklärung noch diese Woche zu machen oder mit dem Chef das wichtige Gespräch zu führen. Trotzdem TUST Du es nicht? Hier zeigt sich im Alltag, was die aktuelle neurologische Forschung mittlerweile belegt hat: Bei einer Entscheidung spielt nicht nur der Verstand eine Rolle, der Vor- und Nachteile rational abwägt. Unabhängig davon, arbeitet ein emotionales Entscheidungssystem. Diese „Intuition“ oder das „Bauchgefühl“ greift auf frühere Erfahrungen in unserer Lebensgeschichte zurück und ruft jene abgespeicherten Gefühle ab, die wir bei vergangenen Entscheidungen erlebt haben. Dies passiert automatisch und unbewusst. Der Verstand bekommt davon zunächst nichts mit und wir fragen uns höchstens: „Warum habe ich ein komisches Gefühl bei der Sache?“

Eine gute Entscheidung treffen wir nur dann, wenn unsere beiden inneren Systeme, der Verstand und die Intuition, übereinstimmen. Bei der Entscheidung, den Schritt ins Ausland zu wagen, solltest Du also beides berücksichtigen. Aber wie geht das?

Informationen sammeln

Der Verstand kann nur abwägen, wenn genug Informationen vorhanden sind. Das heißt, Du sammelst alle wichtige Fakten: Welche Arbeits- oder Studienmöglichkeiten gibt es in Australien? Mit welchem Aufwand ist es verbunden? Was und wen lasse ich in Deutschland zurück? Welche Fragen sind für dich relevant? Ziel ist es ein realistisches Bild davon zu bekommen, was es für dich bedeutet, dein bisheriges Umfeld zu verlassen.

Vor- und Nachteile abwägen

Eine Liste mit Vor- und Nachteilen jeder Option anzulegen ist eine bekannte und bewährte Methode. Das heißt zwei Spalten, wenn Du dich zwischen „Australien – ja oder nein“ entscheiden willst. Womöglich gibt es aber noch mehr Möglichkeiten: Australien oder ein anderes Land? Eine längere Reise oder ganz Auswandern? Studieren oder Work-and-Travel?

Bei der Liste ist es wichtig, dass Du zunächst jede Option unabhängig von der anderen betrachtest: Was spricht für eine längere Australienreise, was spricht dagegen. Falls Du hier bemerkst, dass dir noch wichtige Informationen fehlen, gehst Du zurück zu Schritt 1. Du kannst die Liste weglegen und zu einem späteren Zeitpunkt weiterführen. Denn oft tauchen in unserem Verstand neue Argumente erst nach einer Pause auf. Dann kannst Du die Vor- und Nachteile gewichten. Manche Argumente wiegen schwerer als andere.

Am Ende geht es nicht darum, die Argumente einfach nur zusammenzuzählen. Vielmehr kann dir die Liste einen umfassenden Eindruck geben, welche Punkte für deine ganz persönliche Entscheidung eine Rolle spielen.

Nur die Ruhe – Entspannung und Zeit helfen

Eine wichtige Entscheidung sollte nicht von einem Moment auf den anderen getroffen werden. Vielmehr kann man die Entscheidungsfindung als einen mehr oder weniger langen Prozess begreifen, in dem die gute Entscheidung mit der Zeit sozusagen „heranreift“. Vor allem sollten Entscheidungen nicht unter Stress getroffen werden. Dem würden auch Neurobiologen zustimmen. Denn in einer stressigen Situation schüttet das Gehirn Noradrenalin aus. Dieser Botenstoff bewirkt, dass wir in bedrohlichen Momenten blitzschnell reagieren können, schaltet aber weite Teile der Großhirnrinde ab. Dieser Teil unseres Gehirns ist jedoch für den Verstand zuständig. Rationale Entscheidungen sind in einem solchen Zustand dann praktisch blockiert.

Daher sollten wir uns bei der Entscheidung, für längere Zeit in ein anderes Land zu gehen, Zeit nehmen. Wir sollten eine entspannte Atmosphäre schaffen um in Ruhe eine Entscheidung abzuwägen.

Höre auf deine Intuition

Viele Menschen sind es gewohnt, vor allem auf ihren Verstand zu hören. Dann braucht es unter Umständen einige Übung, die Signale des emotionalen Entscheidungssystems, also der Intuition, überhaupt wahrzunehmen. Dazu ist es wichtig, zu wissen, wie es genau funktioniert:

Im Gehirn sitzt das emotionale Erfahrungsgedächtnis (nach Gerhard Roth). Dort sind die erlebten Gefühle und Körpersignale früherer Entscheidungen gespeichert. Zu den Gefühlen wie Angst oder Freude gehören bestimmte sogenannte „somatische Marker“ (nach António Demasio). Das kann bei Angst das Kniezittern, bei Traurigkeit der Kloß im Hals, bei Aufregung das Kribbeln im Magen, bei Erleichterung das befreite Gefühl in der Brust sein. Diese Körpersignale ruft das Gehirn als Unterstützung dann ab, wenn uns eine ähnliche Entscheidung, wie früher schon erlebt, wieder bevorsteht. Diese „somatischen Marker“ geben uns also wichtige Hinweise, welche Entscheidung für uns gut ist. Wie genau die Intuition sich äußert, ist bei jedem Menschen unterschiedlich.
Du kannst nun an dir beobachten, welche deiner „somatischen Marker“ bei verschiedenen Gedanken oder Situationen im Alltag auftreten. Damit lenkst Du die Aufmerksamkeit auf deine Gefühle und trainierst deine Intuition bewusst wahrzunehmen.

Verstand und Intuition in Einklang bringen

Mache dir in deiner Vorstellung ein Bild davon, wie dein Leben nach der Entscheidung, auszuwandern oder zum Work&Travel Jahr zu starten, aussehen würde. Nutze deine Phantasie und schmücke deine innere Vorstellung ruhig sehr detailreich und lebendig aus: Was siehst Du vor deinem inneren Auge? Wo befindest Du dich? Wie sieht es dort aus? Was tust Du dort? Wer ist außer dir sonst noch da? Für diese Vorstellung kannst Du alle Informationen ins Gedächtnis rufen, die Du zuvor eingeholt hast. Manchen Menschen gelingt eine solche Vorstellung besser, wenn Sie sie aufschreiben oder aufmalen.
Dabei können sie genau beobachten, welche Gefühle und Körperreaktionen sich bei Ihnen einstellen. Diese „somatischen Marker“ können dir wichtige Hinweise auf Ihre Intuition geben. Oft bekommen wir ein gutes Gefühl zu einer Entscheidung, wenn wir uns ein konkretes Szenario vorstellen.

Den Blick von anderen nutzen

Manchmal drehen wir uns gedanklich im Kreis, wägen die gleichen Argumente immer wieder ab, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist es sinnvoll, sich mit anderen auszutauschen. Schildere deine Ideen, Wünsche und Zweifel, Personen, denen Du vertraust, Freunden, Familie oder Kollegen. Womöglich kann dir ein Blick von außen neue wichtige Impulse oder Denkanstöße geben. Häufig kann auch eine psychologische Beratung für eine Entscheidungsfindung nützlich sein. Professionelle Berater besprechen mit dir genau, was deine eigenen Wünsche und Erwartungen sind und beziehen sowohl deine Argumente als auch deine Gefühlslage und Persönlichkeit mit ein.

Autor:

Nora Thiemann und Klemens Lühr sind Diplom-Psychologen und Gründer von Psychologen-Online. Per Videokonferenz bieten sie über ihre Homepage www.psychologen-online.com psychologische Beratung, Coaching und Erziehungsberatung an – für deutschsprachige Menschen, die im Ausland arbeiten und leben. Sie selbst haben auch schon eigene Erfahrungen im Ausland in Lebens- und Arbeitsaufenthalten gesammelt und kennen die Probleme daher ganz genau.

    

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