Work and Travel: „Lücke im Lebenslauf“ oder wichtige Lebenserfahrung?

Australien-DeutschlandVor ein paar Wochen sind meine Freundin und ich wieder Zuhause, im ziemlich kalten Deutschland angekommen. Ja, auch 15 Grad sind für uns noch kalt, weil wir schließlich 5 Monate lang 30 Grad gewohnt waren. Blicken wir auf unser Abenteuer zurück, sind wir uns beide einig: Es war das Beste, was wir machen konnten. Es war eine Reise, die man nie vergessen wird und durch die man selbst verdammt viel gelernt hat.

Ungefähr heute vor einem Jahr schrieb ich meiner Freundin die SMS „Habe gehört du willst auch nach Australien?“. So kam alles ins Rollen. Nach wochenlangem Abiturstress, Lernerei und endlosen Stunden in der Schule, saß ich nicht selten in der Mensa, meinen Ordner zum Lernen vor mir aufgeschlagen und schaute nachdenklich aus dem Fenster.
Einfach in einen Flieger steigen, jeglichen Druck hinter sich lassen, Neues entdecken und so schnell nicht wieder zurück kommen. Das war so die Wunschvorstellung, die ich mir in diesem Moment ausgemalt habe. Alles drehte sich nur noch um Noten, Erwartungen und Leistung. Jeder machte sich Gedanken darum, wie es weitergehen soll: Welches Studienfach, welche Ausbildung? Welcher Beruf wird gut bezahlt? Was kann ich gut? Was will ich verdienen? Was will ich erreichen?

Nach Australien? Bist du verrückt?!

Mich beeindruckten schon immer junge Leute, die für längere Zeit im Ausland waren. Ich bewunderte dessen Mut und wollte ihnen am liebsten tausende Fragen dazu stellen. Zwei Freunde von meinem großen Bruder bombardierte ich daher mit allem, was ich wissen wollte. Als ich deren Fazit hörte, war mir klar: Das muss ich auch machen.
Ich hatte natürlich das große Glückslos gezogen und fand eine Freundin mit den gleichen Vorstellungen. Als wir uns das erste Mal trafen, kam dabei natürlich nicht wirklich viel heraus,Flugzeug über Australien weil wir beide nur ein Ziel vor Augen hatten und keinen Plan. Doch die Idee nahm Form an und das erste was zu tun war, war die Eltern zu informieren. Leichter gesagt als getan. Ich wartete auf einen passenden Moment und erwähnte es erst einmal durch die Blume bevor ich konkret wurde. Mir wurde der Vogel gezeigt und ich fast schon für verrückt erklärt. So lange so weit weg! Das ist viel zu gefährlich für zwei junge Mädchen! Du weißt doch gar nicht was auf dich zukommt!
Stimmt. Ich wusste wirklich nicht, was auf mich zukommt. Aber genau das ist doch das, was die ganze Sache ausmacht. Es geht doch genau darum, den Mut zu haben, sich in ein Abenteuer zu stürzen, seine Grenzen kennen zu lernen und einfach mal ins kalte Wasser zu springen.

Okay, ein Kompromiss musste her. Eine Freundin, die schon in Australien war, wurde eingeladen, um meine extrem besorgten Eltern von den Vorteilen einer solchen Reise zu überzeugen. Außerdem verglichen wir verschiedene Organisationen, die einen solchen Auslandsaufenthalt begleiten und einem irgendwie etwas mehr Sicherheit geben (uns sowie den Eltern gleichermaßen).

Tipp: Immer mehr Backpacker organisieren ihren Work and Travel Aufenthalt selbst und nutzen das gesparte Geld lieber für Touren. Hier findest du einen Erfahrungsbericht zu BackpackerPack und dem Selbstorganisations-Paket.

Eine Mischung aus Unsicherheit, Angst und sehr viel Vorfreude

Es wurde uns bei der Planung geholfen, Formulare ausgefüllt und schließlich Flüge gebucht. Die Vorbereitungen nehmen schon viel Zeit in Anspruch, aber am Ende ging es lediglich mit einem gebuchten Flug sowie 3 sicheren Hostelübernachtungen ans andere Ende der Welt. Ein Rückflug war erst einmal nicht gebucht und nicht nur das bereitete einem dann im Flieger doch ein etwas mulmiges Gefühl. Das Gefühl war eine Kombination aus Unsicherheit, Angst aber auch sehr viel Vorfreude.
Vielleicht kann man es auch einfach Adrenalin nennen.

Im Nachhinein kann man sagen, dass man eine solche Reise einfach nicht planen kann. Natürlich bedarf es eines Koffers/ Rucksacks mit Kleidern, Medikamenten, Geld und dem nötigen technischen Equipment. Doch was man nicht planen kann, ist, wo es einen überall hin verschlägt, welche Leute man trifft, ob man sich mit seinem Reisepartner versteht, ob man Arbeit findet, ob es Pannen, Unfälle, verpasste Flüge oder Naturkatastrophen gibt. Das alles sind Dinge, auf die man gar nicht vorbereitet sein kann.
Man sollte daher eine gewisse Sicherheit mitbringen und die Fähigkeit, auch einmal ein oder zwei Augen zudrücken können. Kurz um: Man muss sich auch etwas trauen, um etwas zu erleben.

Skyline

Bei unseren Roadtrips zum Beispiel entgingen wir einigen Unfällen im Linksverkehr nur knapp und blieben schlussendlich (aber nicht selbstverschuldet!) mit dem Camper mitten auf der Autobahn liegen. Auf den Fidschi Inseln hatten wir dann wirklich kurzzeitig Todesangst aufgrund des Zyklons PAM, welcher unsere Insel dann aber glücklicherweise doch nicht direkt erwischte…

unbezahlbare Erfahrungen

Aber genau das sind Erfahrungen, die einem niemand nehmen kann. Gerade weil auch niemand da ist, der einem sagt was zu tun und zu lassen ist, lernt man umso mehr, weil man sein eigenes Ding durchzieht – ganz nach dem Motto „den größten Fehler, den man im leben machen kann, ist Angst zu haben, einen Fehler zu machen“. Und genau dadurch wird man auch selbstbewusster und vertraut eher mal auf die eigenen Stärken.
Natürlich würde man ihm Nachhinein eventuell die ein oder andere Sache etwas anders machen und zum Beispiel statt fast 6 Monaten Australien einen davon noch in Thailand oder Amerika verbringen, aber man muss es halt erst einmal anders machen, um zu sehen, wie es auch gegangen wäre. Trotzdem sind wir stolz auf unsere Reise und zwar genau so, wie sie war und nicht anders.

Der pure Adrenalinkick als wir aus dem Flugzeug sprangen, der Sonnenaufgang morgens um halb 6 in Byron Bay, das Tauchen im Great Barrier Reef, den wunderschönen Sonnenuntergang auf dem Flug nach Neuseeland, die wahnsinnig tolle Landschaft an Cape Tribulation und entlang der Great Ocean Road, die Schwierigkeiten mit unserer Autovermietung, die Fahrten mit dem Jeep am Strand von Fraser Island, die Angst im Zelt beim extremen Gewitter, die vom Erdbeben gezeichnete Stadt Christchurch, die Sehnsucht nach zuhause aber auch die Vorfreude auf neue Orte, die schönen und schlimmen Hostels, der Sternenhimmel nachts über unserem Segelboot auf dem Pazifik, die erste Nacht im Camper, das Flair auf Fidschi…
Wenn wir an unsere Reise zurückdenken, schießen uns gleich so viele verschiedene Bilder in den Kopf und die unterschiedlichsten Gefühle kommen hoch.

Würdest du es wieder machen?

Zu jedem einzelnen Ort haben meine Freundin und ich nun eine Story parat und wenn man gefragt wird: „Wie war’s denn in Australien?“ weiß man gar nicht genau, was man dazu jetzt in einem Satz antworten soll, weil man ewig davon erzählen könnte. Die einzige Frage, die ich kurz und deutlich beantworten kann, ist „Würdet du es wieder machen?“. Auf jeden Fall. Die einen nennen es eine „Lücke im Lebenslauf“ – ich nenne es pure Lebenserfahrung.

Die tollen Erfahrungen werden einem für immer im Gedächtnis bleiben und wir haben gelernt, wie wichtig es ist, die Welt und sich selbst mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Andere Länder – andere Sitten. Wir haben festgestellt, dass Schule, Noten, Beruf und Geld nicht alles ist. Dass uns die ganze Welt eigentlich zu Füßen liegt und nur darauf wartet, von uns entdeckt zu werden.

bucht

Eigentlich sollte man mindestens einmal im Jahr sich mit Rucksack oder Koffer auf die Reise nach neuen Eindrücken und Perspektiven machen, um zu realisieren, wie man selbst eigentlich lebt und denkt. Man muss zum Beispiel einfach zugeben, dass die Australier mit ihrer Art oftmals entspannter wirken als die Deutschen. Ich möchte nicht verallgemeinern aber ich glaube kaum, dass man sich in Deutschland so herzlich aufgenommen fühlen würde als Ausländer wie wir es in Australien erlebt haben.

Tipp: Der Artikel Work and Travel Australien: 5 Fehler, die du vermeiden kannst könnte für dich auch interessant sein.

„We travel not to escape life, but for life not to escape us“

Die Australier sind extrem hilfsbereit und offen. Im Gegenzug drückt man dann bei Schwierigkeiten auch mal ein Auge zu und begegnet dem Gegenüber in der gleichen freundlichen, zuvorkommenden Weise. Wir haben nicht sehr viel von der wahren Kultur Australiens mitbekommen, aber was wir mitnehmen, ist auf jeden Fall den Vorsatz, nicht immer alles zu ernst und persönlich zu nehmen.

KüsteEs gibt den Spruch „ We travel not to escape life, but for life not to escape us“. Früher oder später bricht auch bei uns wieder der Alltag aus, aber diesmal wissen wir, dass man sich darin nicht verlieren darf. Schlussendlich war die Reise jede Sekunde wert. Wir haben so viel mitgenommen aus diesem halben Jahr und bereuen es definitiv nicht.
Ganz im Gegenteil: Das Fernweh packt uns schon wieder und ich möchte noch so viel mehr sehen. Zwar muss es kein halbes Jahr mehr am Stück sein, aber es stehen jetzt noch so einige Länder und Städte auf meiner to-do-list und ich hoffe, dass ich in meinem Leben noch öfters die Chance habe, in andere Länder und Kulturen einzutauchen.
Zusammenfassend könnte man also sagen, dass uns diese unsere Reise viel viel weiter gebracht hat, als lediglich in ein anderes Land.

Wenn also einer von euch mit dem Gedanken spielt, sich eine solche Auszeit zu nehmen kann ich Dir nur sagen: Mach’s! Du wirst es nicht bereuen!

    

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