Sydney ist groß, sehr groß. Wer beschließt, in diese Stadt zu ziehen, sollte wissen, in welchem Stadtteil er landet – denn eine günstige Miete bringt kaum etwas, wenn die Arbeit/Uni über 30 Kilometer entfernt ist und das Monatsticket für den Nahverkehr noch mal eine Menge Geld kostet.
Die Fläche des Stadtgebietes von Sydney umfasst 1.664 Quadratkilometer (zum Vergleich: Berlins Stadtgebiet ist 892 Quadratkilometer groß), die Metropolregion Sydneys erstreckt sich sogar über 12.138 Quadratkilometer. 3,64 Millionen Menschen leben im aktuell Stadtgebiet. Es gibt 38 Gemeinden, die wiederum in mehrere Stadtteile, sogenannte suburbs, unterteilt sind (die Gemeinde Waverly zum Beispiel umfasst 24 Stadtteile, einer davon ist Bondi Beach).
Als ich hierher gekommen bin, wusste ich überhaupt nicht, wo ich anfangen sollte, eine Wohnung zu suchen. Ich kannte mich überhaupt nicht aus und hätte es hilfreich gefunden, wenn ich wenigstens ein paar Anhaltspunkte gehabt hätte.
Die folgende „Liste“ soll nichts anderes sein als das: ein kurze Liste über ein paar ausgesuchte Stadtteile von Sydney.
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Bondi Beach
Bondi Beach ist wohl das erste, was einem einfällt, wenn man an die Worte „Sydney“ und „Strand“ denkt. Er ist einer von Sydneys 70 Stadtstränden und weltweit bekannt. Berühmt ist Bondi durch seine life saver, den guten Surfmöglichkeiten und den vielen netten Strandcafes. Wohl fast jeder Tourist kommt hierher, um das australische Großstadt-Strandleben zu erleben. Im Sommer tummeln sich hier Backpacker, Studenten und Surfer. Neben den vielen jungen Leuten wohnen hier auch zahlreiche alteingesessene Sydneysider (so nennt man die Menschen, die in Sydney wohnen), die ihren Strand lieben. Manche von ihnen stürzen sich auch noch im hohen Alter täglich morgens um sechs Uhr in die Fluten – das habe ich selbst miterlebt.
Kurz: wer in Bondi Beach wohnen möchte, sollte das Strandleben lieben und Menschenmassen nicht scheuen. Zum Wohnen ist es hier recht teuer. Die Mieten sind sehr hoch, die Wohnungen nicht die besten (zumindest die, die ich angeschaut habe). Zum Einkaufen gibt es viele teure, kleine Läden. Zudem ist der Weg zur Sydney Uni oder Uni NSW sehr weit. Mit dem Bus benötigt man mindestens 40 Minuten, mit dem Zug kann man auch fahren, muss aber für einen Teil der Strecke trotzdem den Bus nehmen. Auch der Weg in die Stadt (also dem Central Business Disctrict – CBD) ist nur mit dem Bus empfehlenswert. Mit dem Rad ist es sehr weit und hügelig, zu Fuß schier unmöglich und mit dem Auto ist es schwierig, weil man höchstwahrscheinlich im Stau stecken bleibt und in der Stadt nur schwer parken kann.
Wenn man trotz allem in Bondi Beach wohnen möchte, hat man als Alleinreisender/-suchender wohl die meisten Chancen, vor allem dann, wenn man in eine WG ziehen möchte.
Glebe
Glebe liegt direkt neben Sydneys ältester Universität, der University of Sydney, und erstreckt sich bis zur Bucht von Rozelle (ein Teil des Sydney Harbours). Auch die University of Technology ist in Fußmarsch-Nähe. Glebe gilt als die Wiege der alternativen Szene. Heute wird Glebe von vielen jungen Familien, Künstlern, politisch engagierten Studenten, Romantikern, Ökos und naturliebenden Stadtmenschen bevölkert. Es gibt hier zahlreiche alternative Läden und nur eine große Mall. Fast an jeder Ecke gibt es Yoga- oder healing centers, sowie kleine Buchläden und schnuckelige Cafés, die nicht zu einer Kette gehören.
In Glebes Nebenstraßen gibt es süße Häuschen mit bunten Gärten. Der Stadtteil liegt sehr zentral – es sind keine fünf Minuten zur Sydney Uni, das (Hafen-)Wasser ist gleich nebenan und der Hauptbahnhof ist auch nur rund zehn Minuten entfernt.
Der Nachteil von Glebe sind die hohen Mieten. Mit rund 300 Dollar pro Woche muss man wohl für ein WG-Zimmer rechnen. Zum Strand ist es außerdem sehr weit.
Newtown
Genau auf der anderen Seite der Sydney Uni liegt der Stadtteil Newtown. Dieser Vorort ist das heutige Epizentrum der alternativen Szene in Sydney. Hier geht es bunt zu – den typischen Newtowner gibt es nicht, denn man sieht einfach alles auf der Straße. Außerdem gibt es hier noch richtige Second-Hand- und Schallplatten-Läden, in denen es förmlich nach Vinyl riecht. Der Stadtteil pulsiert vor allem in der King Street, die sich durch Newtown schlängelt und entlang der sich die vielen kleinen Cafés, Thai-Läden, Boutiquen und anderen kleinen Shops reihen. Trotz der stark befahrenen King Street ist es in den Nebenstraßen recht ruhig. Es gibt viele schöne alte Gebäude.
Von Newtown aus erreicht man die Innenstadt mit der Bahn, es sind nur vier Stationen. Zur Sydney Uni ist es zu Fuß kein Problem, auch mit dem Fahrrad lässt es sich hier fahren. Zum Strand ist es recht weit, mit dem Bus nach Coogee (direkte Verbindung) sind es rund 40 Minuten. Der Hafen ist ungefähr eine halbe Stunde entfernt. Die Mieten sind wohl etwas niedriger als in Glebe.
Wer gerne Sydneys Szene kennenlernen, keine Touristen antreffen und auf Sydneys Strandleben verzichten möchte, ist hier sehr gut aufgehoben.
Balmain
Hier wimmelt es nur von jungen Familien, die irgendwie immerzu und ständig in Cafés zu sitzen scheinen. Balmain ist ein alter Stadtteil, der, am Hafen direkt gegenüber von Darling Harbour gelegen, eine recht zentrale Lage hat und doch weit weg von der Innenstadt ist: auf dem „Landweg“ in die Innenstadt kommt man nur in einen großen Bogen über die Anzac-Brücke, die wie ein Nadelöhr in die City führt. Dementsprechend voll ist sie. Direkter und im Feierabendverkehr auch viel schneller erreicht man Darling Harbour mit der Fähre- während der 10-minütigen Fahrt hat man einen Blick auf Sydneys Harbour Bridge und kann dabei entspannen.
Obwohl Balmain so zentral liegt, ist es hier sehr ruhig. Ideal ist die Gegend für junge Familien, die recht gut verdienen – die Mieten sind sehr hoch, 2-3 bedroom-Wohnungen gibt es nur sehr wenige und sind sehr begehrt. Erfolgreicher ist man vielleicht, wenn man teure 1-Zimmer-Appartments oder gleich 4-bedroom-Wohnungen sucht – zumindest zu dem Zeitpunkt, als ich gesucht hab (das war im australischen Winter und man hatte mir versichert, der Zeitpunkt sei eigentlich ideal für eine Suche).
Darlinghurst
Die bekannte Oxford Street ist die Pulsschlagader dieses Stadtgebietes. Hier bekommt man alles was das Herz begehrt: es reihen sich Designer Läden an Boutiquen, Cafés, Schwulen-Läden, Restaurants, Nachtclubs, Buchläden und Programm-Kinos. Darlinghurst ist für seine offene und aktive Schwulen-Szene bekannt. Durch die Oxford Street führt im Februar auch die Mardi Gras Parade – Teil des größten Schwulen- und Lesben-Festivals der Welt.
Zum Strand ist es nicht sehr weit, mit dem Bus nach Bondi Beach sind es etwa 30 Minuten. In die Innenstadt ist es ebenfalls rund eine halbe Stunde – doch wer braucht bei dem Angebot in der Oxford Street noch die Stadt?
Hier geht’s zum zweiten Teil von Wohnen in Sydney – welcher Stadtteil ist für dich?
Lukas schrieb am 28.10.2010:
Schön geschrieben! Sowas hätte ich mir auch gewünscht als ich meine Wohnung in Sydney gesucht hab.
Bin dann in Rockdale gelandet, etwas außerhalb aber auch schön günstig. Für ein möbiliertes Zimmer in einer 3er WG hab ich $170 pro Woche bezahlt. Mit dem Express-Train kommt man in 20 Minuten in die City und am Strand in Brighton-Le-Sands ist man mit dem Bus in 5 Minuten. Wobei der Strand nicht mit Bondi Beach zu vergleichen ist 😉