Viele unserer Auswanderer erwaehnen im Interview, dass ihnen der Umgang der Australier mit dem Thema Umweltschutz maechtig gegen den Strich geht. Ok, wir kommen aus einem Land, wo Umweltschutz immer wieder neue, innovative Wege geht. Das Dosenpfand kam mir zu Beginn ziemlich bescheuert vor. Heute ist es weitestgehend akzeptiert worden und ich bin eigentlich stolz darauf, dass Deutschland Vorreiter in diesem Bereich ist.
Dies wird mir immer wieder klar, wenn ich sehe, wie unbewusst die Australier mit ihren Resourcen und ihrem Abfall umgehen. Vergiss Dosenpfand! Flaschenpfand waere hier schon mal ein Schritt in die richtige Richtung – aber auch das ist noch weit entfernt. Leider. Nicht nur fehlt die technologische und wirtschaftliche Infrastruktur dafuer, sondern vor allem das Bewusstsein bei den Australiern. Es ist Teil der australischen Kultur eine Kiste Bier zu kaufen und im Garten, im Park oder am Strand mit Freunden zu trinken ohne, dass man sich Sorgen um das Pfand machen muss. Wenn ueberhaupt kommen die leeren Dosen oder Flaschen dann einfach in den normalen Muell. Ihr koennt euch vorstellen, wieviele Muelltonnen mit Dosen und Flaschen man nach einer Hausparty fuellen kann. Zumindest zu Hause hat man die Moeglichkeit Dosen und Flaschen in eine getrennte Muelltonne zu werfen. Aber ein Pfandsystem gibt es weiterhin nicht – weder fuer Flaschen noch fuer Dosen.
Dies mag vielleicht etwas uebertrieben klingen, aber es sind gerade diese Dinge, die mir an Australien ueberhaupt nicht gefallen und mich ab und zu immer wieder zum Nachdenken bringen, ob ich wirklich hier leben moechte. Das macht Australien sehr rueckstaendig und – einfach gesagt – ziemlich dumm.
Als Einwohner von Melbourne haben wir hier aber nicht nur mit den Unmengen von Muell zu kaempfen, sondern wir haben ein Problem, das viel unmittelbarer Auswirkungen zeigt: die Duerre.
Auch wenn der ehemalige Prime Minister John Howard, aehnlich wie Geroge W. Busch, die Auswirkungen von Global Warming nicht wirklich anerkennen wollte, heute lassen sich die Auswirkungen kaum noch leugnen. Auch wenn Kevin Rudd verspricht, mehr fuer die Umwelt zu tun, die Australier muessen den Klimawandel und den Umweltschutz selbst in die Hand nehmen.
Was kann man allerdings gegen die Duerre unternehmen? Wasser sparen.
Der Pegel der Wasservorraete ist weiterhin am sinken. Jeder kann sich davon selbst ueberzeugen: die Website melbournewater.com.au zeigt den taeglich aktualisierten Pegelstand direkt auf der Startseite. Momentan steht er bei 29,7%. Neuundzwanzig! Nicht wenige Leute haben 1 und 1 zusammengezaehlt und vorausgesagt, wann Melbourne trocken liegen wird.
Die Regierung hat schon vor einigen Jahren die Kampagne „Target 155“ ins Leben gerufen. Ziel dieser Kampagne ist es durch neue Gesetze, Werbekampagnen und Subventionen den taeglichen Wasserverbauch von Privatpersonen auf 155 Liter am Tag zu verringern.
Auf der Website kann man sich auch ein sogenanntes „Water Saver Kit“ per Post bestellen. Da ich daran interessiert war, habe ich dies gemacht und erhielte cirka 1 Woche spaeter einen Umschlag mit Infomaterial per Post (dabei war auch eine Sanduhr fuer die Dusche, die dir 3 Minuten Zeit fuer’s Duschen laesst) 😉
Das Infomaterial ist nicht schlecht, jedoch eher fuer Hausbesitzer mit Garten oder Pools gedacht. Man bekommt einige Tipps zum Wasser sparen und wie man Regenwasser sinnvoll einsetzen kann. Ausserdem enthaelt das Paket Formulare und Broschueren dazu, wie man sogenannte „water saving shower heads“ und Wassersparende Klospuelungen bestellen kann und einen Teil der Kosten von der Regierung erstattet bekommt.
Alles in allem ein gute Initiative, die ich unterstuetze. Allerdings frage ich mich immernoch, ob man damit nur die Auswirkungen und nicht die Ursache bekaempft. Der Grund wieso es in Australien nicht mehr regnet ist meiner Meinung nach die Veraenderung des Weltklimas. Kevin Rudd tut zwar mehr fuer die Reduzierung des Kohlendioxidausstosses, aber bei Weitem nicht genug. Erst kuerzlich wurden die Ziele einer CO2-Ausstossreduzierung von der Regierung wieder extrem gesenkt und sind weit von denen der europaeischen Laender entfernt.
Bei allen Anstrengungen und Werbekampagnen der Regierung – es tut mir immer noch weh zu sehen, wie „dumm“ Australier in Bezug auf Umweltschutz sind und wie wenig aggressiv am Bewusstseinswandel gearbeitet wird. Australien lebt zu einem grossen Teil vom Tourismus. Spaetestens dann, wenn das Great Barrier Reef abgestorben, die Waelder abgebrannt und die Agrarwirtschaft durch die Duerre verschwunden ist, ziehe ich wieder nach Deutschland zurueck.
Eamon schrieb am 29.03.2009:
Nichts gegen Umweltbewusstsein und schonenden Umgang mit Resourcen, aber bitte nicht dem Glauben an irgendeinen anthropogenen Klimawandel anhängen.