Wie viele von euch wissen, bin ich seit geraumer Zeit selbstaendig und das nicht erst, seitdem ich in Australien wohne. Auch in Deutschland war ich einige Jahre mein eigener Chef und kann nun einen direkten Vergleich ziehen in Bezug auf den buerokratischen Aufwand bei der Selbstaendigkeit. Da der September so langsam zu Ende geht und damit auch wieder ein Quartalsende vor der Tuer steht, bekam ich heute Post vom australischen Finanzamt (ATO, Australian Taxation Office). Das hat mich mal wieder daran erinnert, wie schlecht die deutschen Finanzaemter ihre „Kunden“ behandeln.
Und da spreche ich auch gerade schon einen guten Punkt an. Denn die deutschen Finanzaemter sind Aemter. Das heisst in Deutschland, dass man sich mit buerokratischen Prozessen, oft unfreundlichen und genervten Beamten rumschlagen muss, denen jede Arbeit schon zu viel Arbeit ist. Die Tatsache, dass dieser Laden von uns (den Unternehmern) Geld moechte, aendert nichts am „Kunden-Service“. In Australien habe ich mehr und mehr den Eindruck, dass das ATO verstanden hat, dass wir deren Kunden sind. Wenn sie uns guten Service bieten, bleiben wir gluecklich und zahlen rechtzeitig ohne grosses Rumgejammere.
Nun bin ich was Steuern angeht ohne einen Steuerberater (Accountant) total hilflos. Auch in Australien gibt es viele Steuergesetze, Sonderbedingungen und Auflagen, die man beachten muss, daher greife ich auch hier auf einen guten Steuerberater zurueck, der mir beim Ausfuellen der Unterlagen und Antworten zu meinen Fragen beiseite steht.
Ein grosser Vorteil des australischen Finanzamtes ist, dass es zentralisierter organisiert ist. Das heisst, ich bekomme die auszufuellenden Formulare von einer offiziellen Stelle zustaendig fuer ganz Australien. Bei Fragen wende ich mich an eine der vielen spezialisierten Hotlines – EGAL wo ich in Australien wohne.
Das Gleiche gilt fuer die Internet-Recherche. Anstatt auf den oft extrem schlechten Websites meines zustaendigen Finanzamts in Deutschland (siehe Beispiel Saarbruecken) hilflos rumzusurfen, gehe ich direkt zur Website des ATO und finde dort eine extrem umfangreiche Infoquelle, die mir fast alle Fragen zentral beantworten kann.
Neben den Informationen auf der Website selbst, kann ich mir auch im Download-Center aktuelle Broschueren oder gar ganze Buecher als PDF herunterladen (siehe auch mein Beitrag zur Selbstaendigkeit in Australien). Ich koennte theoretisch sogar die E-Tax Software nutzen, um direkt online meine Steuererklaerung zu erledigen.
Das beste Beispiel fuer den „guten Kundenservice“, den man beim australischen Taxation Office als Unternehmer geniesst, kam aber heute auch wieder per Post. Im vierteljaehrlichen „Business Activity Statement Newsletter“ wird man ueber Dinge wie aktuelle Steuerverguenstigungen, Gesetzesaenderungen, neue Erklaerungsguides zum Download und haeufig gemachte Fehler beim Ausfuellen der Steuererklaerung informiert. Man wird auch daran erinnert, wann und wie man genau seine Steuern zahlen kann und welche Kontaktmoeglichkeiten es gibt, wenn man Fragen hat. Natuerlich gibt’s den aktuellsten Newsletter auch direkt als Download per PDF. (unten geht’s weiter…)
Versteht mich nicht falsch, ich zahle immer noch nicht gerne Steuern und es gibt auch sicherlich hier jede Menge Unternehmer und Selbstaendige, die ihre Probleme mit dem Finanzamt haben. Aber wenn man das Alles mit dem alteingesessenen, buerokratisch-verschlimmbesserten Finanzamt in Deutschland vergleicht, verschwinden schnell die Bauchschmerzen, wenn das Finanzamt an die Tuer klopft und Knete sehen moechte! 🙂
Angelika schrieb am 05.12.2009:
hallo,
danke für diesen Beitrag.
Kann deine Auffassung zur australischen Steuerbehörde (ATO) nur teilen.
Ich lebe selbst seit einigen Jahren in Sydney, bin aber aus beruflichen Gründen immer wieder einige Monate p.a. in Europa. Letztes Jahr musste ich von BRD aus die ATO anrufen um ein paar Sachen zu klären. Die erste Frage des Mitarbeiters, nach sehr kurzer Wartezeit, war: (können wir dich zurückrufen – in Deutschland! auf Kosten der ATO).
Das ist ein Service, der würde einem deutschen Finanzbeamten nicht in seinen kühnsten Träumen einfallen..
Zum Punkt eTax oder generell Abgabe der BAS (eine quartalsmässige Steuererklärung für Unternehmer). Das Onlineportal der ATO ist wirklich ausgefeilt und man kann z.B. die quartalsmässigen Erklärungen – nach etwas Übung – auf einfachste Weise selbst online erstellen inkl. den Steuer-Erklärungen für Personal.
Für die private Einkommensteuer ist es ähnlich. Habe mich jahrelang mit dem gruseligen ELSTER der deutschen Steuerbehörden rumgeschlagen und war wirklich dankbar für ein funktionierendes, zuverlässiges System.