Dass mir die deutschen Medien Australien viel zu klischeehaft und abenteuerlich übertrieben beschreiben (und mich das mittlerweile total ankotzt) habe ich ja in vielen Blogposts bereits erwähnt. Gerade aus diesem Grund lese ich quasi keine Artikel über Australien mehr, die in klassischen deutschen Medien zu finden sind. Es sei denn, es handelt sich um einen Artikel, der versucht Australien in einem kritischen Licht zu beleuchten und beabsichtigt Australien nicht nur als typisches Traumland für den depressiv-trotzigen Deutschen darzustellen.
Zwar sagt Dr Hartwich in seinem Artikel „Australien – ein besseres Europa?“ auch, dass Australien als Einwandererland vieles richtig macht, aber er basiert seinen Vergleich mit Europa auf historischen Ereignissen, bei dem man den ein oder anderen Fakt über Australiens Geschichte dazulernen kann.
„Australien und Europa, das ist eine lange Geschichte von Analogien und Kontrasten. Wer als Europäer das ferne Australien besucht, ist zunächst überrascht von der Vertrautheit des dort Vorzufindenden. Das Gefühl, in Australien Neuland zu betreten, stellt sich erst später ein.“
Da kann ich ihm nur zustimmen. Das wahre Australien, das viele Touristen nie zu Gesicht bekommen, versteckt sich nämlich an Orten fernab vom Touripfad, in Gemeinden und Gemeinschaften des ländlichen Australiens und im Pragmatismus und der Laissez-Fair Attitude der australischen Gesellschaft.
„Dass Australien heute als multikulturelles Vorbild gilt, verdankt es wiederum seinen nationalen Grundeigenschaften Egalitarismus und Pragmatismus. Als die Öffnung des Landes beschlossen war, wurde ganz pragmatisch darauf geachtet, dass die Einwanderer zu Australien passen und sich in seine Gesellschaft einfügen. Sprachkenntnisse und Berufsabschlüsse wurden verlangt, ein Punktesystem regelte die Auswahl. Waren die Einwanderer aber erst einmal in Australien, wurden sie schnell akzeptiert und integriert. Der australische Historiker John Hirst schreibt, es sei unvorstellbar, dass italienische Einwanderer bei ihrer Ankunft im britischen Dover als «neue Engländer» bezeichnet worden wären. In Australien jedoch gab die Bundesregierung für die Zuwanderer nach dem Zweiten Weltkrieg die Bezeichnung «New Australians» aus.“
Dr. Hartwich trifft mit fast jeder Feststellung den Nagel auf den Kopf. Jeder, der sich mal die Frage gestellt hat, wieso Australien eigentlich so europäisch, aber doch ganz anders ist, sollte sich den Artikel auf jeden Fall durchlesen. Kommentare und Ansichten dazu sind willkommen und fänd‘ ich sehr interessant. 🙂
K. Brach schrieb am 04.07.2011:
Hi Dorothee,
interessant, wie unterschiedlich die Meinungen doch sein koennen. 🙂 Der kurze Artikel hat meiner Meinung nach die Klischees der Massenmedien nicht einfach so wiedergegeben, sondern geht zurueck in die Vergangenheit und versucht zu erklaeren, wieso Australien doch so aehnlich, aber doch wieder anders als Europa ist.
Er erwaehnt doch VB und Kakadus nicht im Sinne einer Trauminsel als Touriziel, sondern versucht nur die Unterschiede und Verbindungen zu Europa recht sachlich zu verdeutlichen. Seine Argumente findet er in der Geschichte und z.B. in den aktuellen Fakten und Zahlen der Einwanderungspolitik und des wirtschaftlichen Erfolgs.
Ich persoenlich finde, dass der Text 10 Mal mehr den Unterschied zu Europa erklaert, als irgendwelche Artikel, die mit „In der Mittagspause zum Surfen“ betitelt sind, um dadurch bei den Deutschen nur weitere Klischees und Stereotypen, die einfach nicht stimmen, hervorzurufen.
Gr auch aus Melb,
Kai