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„Wenn ihr bergauf fahrt, nehmt ihr einen kleinen Gang, wenn es bergab geht, einen großen“, das waren die Worte, die wir hier vor einiger Zeit in einem Fahrradgeschäft aufgeschnappt haben. Gesagt hat sie ein Fahrradhändler, der mit zwei Kunden sprach, die sich Fahrräder leihen wollten und die ihn mit großen Augen ansahen.
Radfahren in Sydney ist ungefähr so wie Langlaufen in Bremen: ein paar Unverbesserliche versuchen es. So richtig populär ist es vielleicht deshalb nicht, weil die Bedingungen einfach nicht gegeben sind, denn ich habe gehört, dass es in Perth, Melbourne oder Canberra viel mehr Radfahrer geben soll. Dort fährt man dann auch mit dem Rad zum Strand.
Hier in Sydney ist das anders. Zwar gibt es am Strand zahlreiche Fahrradständer, die aber tagtäglich verwaisen. Die Straßen scheinen ausnahmslos für Autos und nicht für Fahrräder gemacht zu sein: sehr, sehr eng und ständig vollgeparkt – in Wohngebieten ist es nicht selten eine Zumutung, zwei entgegenkommende Autos aneinander vorbeifahren zu lassen. Keine Frage, dass ein Fahrradfahrer da nicht auch noch zwischen passt. Zudem können viele Autofahrer mit Radfahrern auf der Straße nichts anfangen – einige von ihnen entscheiden sich dann einfach, sie zu übersehen. So scheint es zumindest.
Zu guter Letzt wird dem Radfahrer, der sich trotzdem traut, dann auch noch so einiges an Kondition abverlangt, denn Sydney ist sehr sehr hügelig (mit dem Auto merkt man das natürlich gar nicht…) und mal eben einfach so zur Arbeit zu fahren, ist bei vielen nicht drin.
Das alles soll sich in Zukunft ändern, genauer gesagt, ist die Stadt gerade dabei, Pläne in die Tat umzusetzen. Es soll ein großflächiges Fahrradnetz entstehen. 70 Millionen AUS Dollar (rund 51 Mio. Euro) will die Stadt bis zum Jahr 2030 in das Projekt „Fahrradwegenetz“ investieren. Außerdem wird in Flyern viel für das Radfahren geworben: es sei gesund, helfe, das Gewicht zu halten und schone außerdem die Umwelt, heißt es dort unter anderem.
„Einige Autofahrer fühlten sich sogar von der Radfahrer-Lobby so sehr bedroht, dass sie um die Existenz ihrer breiten Straßen bangten.“
Seit drei Jahren wird in Sydney nun gebaut und es werden Schilder aufgestellt. Ich habe schon reihenweise Schilder gesehen auf denen Stadtviertel mit Kilometerangaben standen, jedoch brauchbare Fahrradwege, die tatsächlich nur für Fahrräder oder notfalls auch für Fahrräder und Fußgänger gedacht sind (wie man sie eben aus Deutschland kennt), habe ich dabei kaum entdeckt. Vereinzelt gibt es sie immer mal wieder, ein Fahrradwegenetz sieht für mich aber anders aus.
Viele leidenschaftliche Radfahrer, die es hier tatsächlich gibt, sehen das ähnlich, und so gab es im Winter sogar eine Radfahrer-Demo. Ein paar Radfahrer – so um die tausend (ich habe sie kurz vor der Abfahrt in der Innenstadt von Sydney gesehen) sind im Feierabendverkehr klingelnd durchs Zentrum geradelt und haben so auf ihre Misere aufmerksam gemacht.
Ob die Demo viel gebracht hat, weiß ich nicht. Infolge der Aktion konnte man aber anhand der vielen Leserbriefe in den Zeitungen erkennen, dass sich einige Gemüter über die Demo aufgeregt haben. Einige Autofahrer fühlten sich sogar von der Radfahrer-Lobby so sehr bedroht, dass sie um die Existenz ihrer breiten Straßen bangten. Im Vergleich zu deutschen Großstädten ist das natürlich lächerlich.
Wer trotz allem gerne aufs Rad steigt und sich Sydney erradeln oder tagtäglich zur Arbeit fahren will, für den sind folgende Tipps hilfreich:
Tipps zum Radfahren in Sydney und Australien
- In Australien besteht gesetzliche Helmpflicht.
- Auf dem Rad gilt null Promille.
- Ein sehr informatives Handbuch gibt es von der Regierung. Dort kann man Gesetze und Sicherheitstipps nachlesen.
- Außerdem gibt es Radkarten für die einzelnen Regionen in Sydney.
- Hilfreich ist auch die Karte von der Universität Sydney. Wer an der Uni studieren und mit dem Rad hinfahren möchte, holt sich am besten diese Karte, denn darauf kann man den sichersten Radweg ermitteln. Außerdem gibt es in der Karte auch noch viele Sicherheitstipps.
- In Sydney darf man sogar auf Schnellstraßen bzw. Highways mit dem Rad fahren. Ob das unbedingt sinnvoll/sicher ist, ist eine andere Sache, denn der Verkehr ist grausam. Auf jeden Fall gibt es ausgeschilderte Radwege am Straßenrand.
- Ist man in der Stadt und somit auch auf größeren innerstädtischen Straßen unterwegs, darf man als Radfahrer die sogenannten „bus lanes“ und „transit lanes“ nutzen. „Bus only lanes“ jedoch nicht.
- Die Sydneysider fahren gerne im Centennial Park Fahrrad. Dort gibt es auch Radverleihe. Ebenfalls Fahrräder leihen kann man in Manly, Bondi Beach oder im Olympiapark. Fahrradhändler gibt es vereinzelt und fast in jedem Stadtteil.
- Wer mit Kind Radfahren möchte, kann dies auch tun. In Australien gibt es Kindersitze für den Gepäckträger und auch Fahrradanhänger. Allerdings sind die Fahrradanhänger eher unbekannt und somit im Straßenverkehr nicht ungefährlich.
Für Touristen interessant:
Der ökologische Tourismus ist auch in Sydney angekommen: einige Anbieter haben eine Stadtbesichtigung per Fahrrad im Angebot. So kann man zum Beispiel in und um Manly geführte Radtouren machen und auch das älteste Stadtviertel Sydneys, the Rocks, kann man erradeln.
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I-love-Sydney schrieb am 02.03.2011:
Hey Hallo,
gibt es also keine Fahrradwege in Sydney oder wie kann ich mir das vorstellen?
Liebe Grüße!